
Ich konsumiere, also bin ich.
48’300'000 Tonnen - Die Sucht nach ständig neuen, besseren, schnelleren Geräten treibt Dich wieder und wieder in die Kaufhäuser dieser Welt, wo Du dann, mit einem Eifer den du sonst kaum an den Tag legst, Dinge vergleichst, die Du nicht brauchst, irgendwie aber doch ziemlich gerne hättest.
Eigentlich bist Du ja schon umweltbewusst und besorgst Dir nur das Nötigste, denkst vielleicht ach, ich gönn mir ja sonst nichts oder findest einen anderen aber in diesem Moment ziemlich einleuchtenden Grund, wieso nun genau dieses Gadget in deiner Sammlung einen Platz verdient hat.
So geht es doch den meisten, wenn sie vom menschlichen Streben nach mehr überfallen werden. Irgendwie weiss man, dass das alte Handy noch super läuft, vielleicht die eine oder andere Beule hat aber noch lange nicht zum Alteisen gehört, trotzdem sehen die neuen Geräte mit ihren purzelnden Preisen so unglaublich verlockend aus.
So türmen wir jedes Jahr einen etwas grösseren Berg an Elektronikschrott an. 2015 waren es eben diese 48,3 Millionen Tonnen.
Was ist denn Elektronikschrott überhaupt?
Etwas legitimiert werden darf die grosse Zahl von 43,8 Millionen aber, denn die offizielle Bezeichnung von Elektronikschrott lautet:
«Unter Elektronikschrott oder Elektroschrott versteht man Elektro- und Elektronikgeräte oder deren Bauteile, die nicht mehr verwendet werden, da sie entweder ihre vorgesehene Aufgabe nicht mehr erfüllen oder durch bessere Geräte ersetzt wurden».
Also ist Elektronikschrott nicht nur Müll, sondern umfasst auch viele noch funktionierende Geräte, die als Second-Hand Ware weiterverkauft werden.
E-Waste in Millionen Tonnen pro Jahr


E-Waste Zusammensetzung

Wie was wo?
Diese 43,8 Millionen Tonnen setzen sich aus folgenden verschieden Güterkategorien zusammen.
Grosse Haushaltsgeräte
...wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder Kochherde machen mit 42% den grössten Teil am Elektronikschrott aus.
IT und Telekommunikationsgeräte
...sind mit 33.9% auf Rang zwei.
Unterhaltungselektronik
...besetzt den dritten Rang mit 13.7%.
Mischgüter
...wie Lampen, kleine Spielzeuge oder medizinische Geräte beanspruchen 5.7%
Kleine Haushaltsgeräte
...findet man mit 4.7% im E-Waste am wenigsten.
Wir sind die E-Waste Könige
Wer Eins und Eins zusammenzählt merkt schnell: Je reicher die Bevölkerung eines Landes, desto grösser ist auch deren pro Kopf anfallender Berg an Elektronikschrott.
Deshalb überrascht es kaum, dass Europa und besonders Norwegen oder die Schweiz mit jeweils etwas mehr als 26 kg pro Kopf und Jahr um die Spitzenplätze kämpfen. Die Europäer sind für rund 11,6 Millionen Tonnen beziehungsweise etwas mehr als ein Viertel (26,5%) des weltweit anfallenden E-Waste verantwortlich. Gleichzeitig lebt aber nur gerade ein Anteil von 10% der Weltbevölkerung auf dem Kontinent.
Dreht man die Zahlen um und sieht sich die absolute Menge eines Landes an sind klar die Länder mit der grössten Bevölkerung vorne, obwohl der pro Kopf verbrauch massiv unter dem von Europa liegt.

Wohin mit dem unnützen Zeug?
Von den in Europa produzierten 11.6 Millionen Tonnen Elektronikschrott wird mit 29.5% nicht einmal ein Drittel davon fachgerecht recycelt (2014). Die verbleibenden zwei Drittel landeten entweder im Hausmüll - in Europa ca. 700’000t pro Jahr - oder wurden exportiert.
Export von Elektronikschrott wird oft mit billiger Müllentsorgung in Entwicklungsländern gleichgesetzt aber ganz so einfach ist es nicht. Du weisst ja nun, dass eben auch Second-Hand Ware unter dem Begriff «Elektronikschrott» gehandelt wird und so erhalten viele der exportierten Geräte ein zweites Leben.
Eines der Länder, welches besonders polarisiert, wenn es um E-Waste geht, ist Ghana. Nimm Dir kurz Zeit und google in der Google Bildsuche nach «Ghana E-Waste», dann siehst Du, was ich meine.
Die Bilder sind schockierend und haben mich ursprünglich dazu bewegt, nach Ghana zu reisen und diese Reportage zu drehen. Ich schreibe ursprünglich, weil ich auf meiner Reise feststellen durfte, dass diese Bilder nur die halbe Wahrheit und das Resultat journalistischer Einseitigkeit sind.
Recyclingrate in Europa
